„Präventionswochen“ verlängern

Gesundheitsfachkräfte an Schulen einstellen

Pressemitteilung 4. November 2021

Nach Einschätzung der GEW Hessen kann ein geregelter Schulbetrieb vorerst nur durch strenge Gesundheitsschutzmaßnahmen aufrechterhalten werden, da das Infektionsgeschehen insbesondere in den jüngeren Altersgruppen stark zu nimmt. Ansonsten drohen neben den unmittelbaren Folgen der Infektion für die erkrankten Schülerinnen und Schüler auch zunehmende Einschränkungen des Schulbetriebs durch von den Gesundheitsämtern angeordnete Quarantänemaßnahmen. Die GEW Hessen spricht sich daher für eine Fortsetzung der verstärkten Gesundheitsschutzmaßnahmen an den Schulen aus, um drohende Schulschließungen angesichts der sich erneut zuspitzenden pandemischen Lage zu vermeiden.

Dazu erklärte der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann: „Wie von vielen Fachleuten befürchtet, ist das Corona-Virus mit dem Beginn der kalten Jahreszeit erneut auf dem Vormarsch. Leider wurden über den Sommer nicht alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Schulen pandemiefest aufzustellen. Insbesondere fehlt es noch immer in vielen Klassen- und Fachräumen an stationären oder mobilen Luftfilteranlagen. Kinder unter 12 Jahre und deren Familien werden absehbar noch mehrere Wochen oder gar Monate auf die Möglichkeit zum Schutz durch eine Impfung warten müssen. Wir sind es insbesondere den Kindern und Jugendlichen schuldig, nun alles zu deren Gesundheitsschutz Mögliche zu tun, ohne die Schulen erneut zu schließen. Daher geht es vorerst nicht ohne die regelmäßigen Tests und die Masken.“

Die Landesregierung hat für die Zeit nach den Herbstferien, wie auch schon nach den Sommerferien, zwei so genannte „Präventionswochen“ beschlossen. In dieser Zeit ist landesweit das Tragen eines Mundschutzes auch am Platz im Unterricht verbindlich vorgesehen. Für das Personal und für die Schülerinnen und Schüler ohne vollen Impfschutz ist zudem ein Corona-Test an drei Tagen pro Woche erforderlich, nicht nur an zweien. Diese Regelungen sollen zur kommenden Woche auslaufen. Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, forderte eine Verlängerung und Weiterentwicklung der Maßnahmen: „Die Masken und die Tests sind in der aktuellen Situation das kleinere Übel. Wir erinnern aber nachdrücklich daran, dass den Schülerinnen und Schülern ebenso wie dem Personal Maskenpausen zu ermöglichen sind. Das Unterrichtsgeschehen wird durch die regelmäßige Testung in der Schule zusätzlich belastet. Die Testsituation könnte durch Pool-Testungen mit so genannten Lolli-Tests, die im Labor ausgewertet werden, entspannter gestaltet werden. Diese PCR-Tests sind zudem zuverlässiger als die aktuell verwendeten Selbsttests, bei denen wir immer wieder mit falschen Testergebnissen zu tun haben.“

Thilo Hartmann forderte, neben diesen kurzfristigen Maßnahmen auch langfristige Lehren zu ziehen. Dabei verwies er auf die Einstellung von Schulgesundheitsfachkräften: „Im Rahmen eines Modellversuchs konnten in Hessen zehn Schulen über zwei Jahre Erfahrungen mit eigens für diese Aufgabe qualifizierten Gesundheitsfachkräften sammeln. Diese waren rundum positiv. Hätten wir bereits ein flächendeckendes Netz an solchen Fachkräften, wie es beispielsweise in Frankreich besteht, dann könnten wir auch mit Gesundheitskrisen wie einer Pandemie deutlich besser umgehen.“ Heike Ackermann forderte dauerhaft verbesserte Lernbedingungen, um die Folgen der Schulschließungen sowie der weiteren pandemiebedingten Einschränkungen auszugleichen: „Für bessere Lernbedingungen benötigen wir insbesondere kleinere Lerngruppen sowie mehr Doppelbesetzung im Unterricht. So kann soziales Lernen gefördert werden, wichtige Bildungsinhalte könnten nachgeholt oder vertieft werden. Das Landes-Aufholprogramm ‚Löwenstark‘ weist zwar in die richtige Richtung, ist aber viel zu klein dimensioniert.“

Positiv zu bewerten ist allerdings die ausgesprochen hohe Impfquote beim pädagogischen Personal. Das von der Robert Bosch Stiftung durchgeführte „Schulbarometer“ bezifferte jüngst die Impfquote von Lehrkräften auf 95 Prozent. Aktuelle Debatten um eine Impfpflicht für das pädagogische Personal sowie um die Lohnfortzahlung im Falle einer angeordneten Quarantäne für Nicht-Geimpfte gehen daher vollkommen an der Realität an den Schulen vorbei.

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