Zum Semesterstart an der Universität Kassel erklären die beiden Kasseler Kreisvorstände der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie die junge GEW Nordhessen:
In dieser Woche starten wieder einige Tausend Studierende ihr Studium an der Universität Kassel, darunter auch eine hohe dreistellige Zahl, die Lehramt studieren. „Wir freuen uns über alle, die sich für ein Lehramtsstudium entschieden haben. Als Lehrkraft hat man eine sinnstiftende Tätigkeit und kann die Zukunft von Kindern und Jugendlichen formen“, erklärt David Redelberger-Engel, stellvertretender Vorsitzender der GEW Kassel-Land und auch Sprecher der jungen GEW Hessen. An die Lehramtsstudierenden gerichtet sagt Redelberger-Engel: „Wir brauchen euch so dringend an den Schulen. Ihr seid auf dem Weg zu einem wunderbaren Beruf, allerdings mit denkbar schlechten Rahmenbedingungen. Diese zu ändern, dazu könnt ihr beitragen.“ Der Lehrkräftemangel bringt vielerorts an den Schulen schlechte Arbeitsbedingungen und Überlastung mit sich.
Besonders begrüßt die GEW, dass die Universität Kassel den Studiengang Lehramt für Förderpädagogik, abgekürzt L5, neu eingerichtet hat: „Die Erfahrung zeigt, dass viele Studierende durch die Praktika an den Schulen auch nach dem Studium der Region erhalten bleiben. Das lässt hoffen, dass der Mangel gerade im Bereich Förderschulen, in Nordhessen zukünftig etwas abgemildert wird“, stellt Katja Groh fest, Vorsitzende der GEW Kassel-Land und selbst Grundschullehrerin. Groh weiter: „Der Bereich Grundschule zeigt uns aber, dass ein langer Atem nötig ist. Die erhöhten Studierendenzahlen im Grundschullehramt haben sich noch nicht bei uns in den Schulen niedergeschlagen. Mit Studium und Vorbereitungsdienst dauert es gute 5 Jahre oder mehr, bis die Personen dann voll ausgebildet in den Schulen ankommen. Die Wahrheit ist aber auch: Viele Studierenden sehen die mangelhafte Finanzierung des Bildungssystems und brechen vorher ab oder steigen aus. Wir fordern dringend weitere Maßnahmen vom Land, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, zum Beispiel weitere Studienplätze oder intensivere Qualifizierung im Quereinstieg.“
Aus Sicht der GEW scheint es politisch jedoch in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Just letzte Woche war bekannt geworden, dass das im Landeshaushalt 1,75 Milliarden Euro eingespart werden sollen. Auch das Ressort Wissenschaft sei davon betroffen. „Es ist ein bildungspolitisches Armutszeugnis, dass das Land Hessen jetzt bei den Universitäten den Rotstift ansetzt“, so Martin Gertenbach, Vorsitzender der GEW Kassel-Stadt und selbst pädagogischer Mitarbeiter an der Uni Kassel. Gertenbach weiter: „Wenn jetzt bei der universitären Bildung gespart wird, dann trifft das früher oder später auch die Schulen – sei es durch eine schlechtere Lehrkräftebildung oder schlicht durch weniger ausgebildete Lehrkräfte. Diese Kürzung ist so kurzsichtig wie berechnend.“
Die junge GEW Nordhessen kündigt an, dass diese geplante Kürzung auf Widerstand treffen wird: „Wenn die Landesregierung an unserer Bildung sparen will, dann sparen wir nicht am Protest dagegen“, sagt Malte Spiekermann, Sprecher der jungen GEW Nordhessen und Student in Kassel. „Bildung ist in Deutschland stark vom sozialen Hintergrund abhängig, auch an der Universität. Wer es sich leisten kann, kann sich privat stärkere Unterstützung im Studium organisieren, wer nicht, ist auf die staatlichen Strukturen an der Hochschule angewiesen. Wir wissen jedoch aus der Erfahrung, dass diese gerne mal zuerst weggekürzt werden. Wer an der Bildung spart, spart an der Zukunft!“, so Spiekermann abschließend.
Bild: Mönch K36, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons