Viele offene Fragen an die politisch Verantwortlichen
Pressemitteilung der Kreisverbände Kassel-Stadt und Land
13.4.2021
Auch in den Schulen in der Stadt Kassel und im Landkreis sollen sich ab der nächsten Woche die Schüler*innen, die Lehrkräfte und das schulische Personal flächendeckend auf Corona testen.
Wir teilen die Ansicht, dass die Schulen elementar, unverzichtbar und für die Entwicklung und die Bildung der Kinder und Jugendlichen existenziell sind und dass deren weitere Öffnung oberste Priorität haben muss.
Deshalb bedarf es nun maximaler Ressourcen, um schnellstmöglich für alle Kinder wieder geregelten Unterricht in Präsenz zu ermöglichen.
Alles, was wir bisher zum Fortgang der Beschulung in Präsenz nach den Osterferien wissen ist, dass nun zwar verpflichtende Testungen der Schüler*innen vor dem Unterricht vorgeschrieben sind, diese aber entweder in einem Testzentrum oder in der Schule/im Klassenraum vorgenommen werden sollen.
Trotz umfangreicher Mails und Schulungsvideos des Kultusministeriums sieht die GEW die vorgesehene Umsetzung als überaus problematisch an.
Es haben sich noch viele offene Fragen ergeben, zu denen die Schulen Antworten benötigen, bevor der Schulbetrieb wieder startet:
Es ist von jungen Kindern im Alter von 5 – ca.12 Jahren nicht zu erwarten, dass diese die Tests selbstständig und hygienisch einwandfrei durchführen können.
Das Kultusministerium stellt in seinem jüngsten Elternbrief vom 12.04.2021 als Fakt folgendes ohne Rücksprache mit den Schulen in den Raum: „Für den Fall, dass Kinder und Jugendliche in der Schule positiv getestet werden sollten, wurden von der Schule Vorkehrungen getroffen, dass die betroffene Schülerin/der betroffene Schüler behutsam begleitet wird, bis Sie ihr Kind in der Schule abholen.“
Wir haben keine zusätzlichen Lehrkräfte oder Hilfskräfte, die diese Kinder physisch und psychisch adäquat betreuen und versorgen, Eltern anrufen, auf deren Eintreffen warten und diese Kinder dann angemessen übergeben können.
Das Raumproblem besteht nicht erst seit Corona, es hat sich seitdem aber noch verschärft. Stellt das HKM ggf. externe Container oder Zelte zur Verfügung und organisiert Aufsichtspersonal?
Im Fall einer positiven Testung ist jedem anderen Kind klar, warum die/der Mitschüler*in auf einmal die Schule wieder verlassen muss.
Ein Teil der Schüler*innen wird in Testzentren getestet. Andere Schüler*innen müssen in der Schule getestet werden. Das bedeutet die Kontrolle der Einverständniserklärungen der Eltern, bürokratischen Aufwand durch Führen entsprechender Listen, Beaufsichtigung und Betreuung aller Schüler*innen.
Das bedeutet auch, dass Schüler*innen, die später positiv getestet werden, das Schulgelände oder sogar den Klassenraum schon betreten haben.
Das Kultusministerium stellt hierzu im neuesten Elternbrief vom 12.04.2021 lediglich fest, dass diese Kinder „ausschließlich im Distanzunterricht beschult“ werden.
Die Lehrkräfte aber sind mit ihrem Stundenkontingent im Präsenzunterricht eingesetzt.
In jeder Klinik werden potenziell infektiöse Materialien mit dem Sondermüll entsorgt!
Die Kreisverbände der GEW Kassel – Stadt und Kassel – Land fordern die Hessische Landesregierung auf, für absolute Klarheit bezüglich der Teilnahme an den Tests und für den notwendigen Arbeits- und Gesundheitsschutz zu sorgen.
Wieder einmal hat das Kultusministerium über die Köpfe der Schulen hinweg Erklärungen zu Vorgehensweisen in den Raum gestellt, die die Eltern in falscher Sicherheit wiegen und die Lehrkräfte in den Schulen zusätzlich unter Druck setzen. Das ist inakzeptabel!
Wir fordern alle notwendigen Ressourcen, die zur Bewältigung dieser herausfordernden Aufgabe notwendig sind:
Es muss zusätzliches Personal für diese zusätzlichen Aufgaben von Landesseite organisiert und bereitgestellt werden!
Es müssen, wo nötig, zusätzliche Räume in Form von Zelten oder Containern zur Verfügung gestellt werden!
Es muss das notwendige Material (nur mit dem „Testkit“ ist es nicht getan!) organisiert und an die Schulen geliefert werden!
Es muss umgehend für die Impfung aller im System Schule tätigen Menschen gesorgt werden!
Es ist nicht möglich, die ohnehin extrem belasteten Schulen mit diesen zusätzlichen Aufgaben zu überhäufen, lange Mails zur Handhabung der Tests zu schicken und dann die gesamte Organisation, Logistik, alle weiteren Arbeiten und die Verantwortung auf die Lehrkräfte zu übertragen!
Die letzten Monate haben, zumindest in weiten Teilen der Bevölkerung, den immensen Stellenwert der Schulen für die psychische und physische Gesundheit der Schüler*innen, zusätzlich zu ihrem Bildungsauftrag, sehr verdeutlicht.
Unser Eindruck ist: Bei den Verantwortlichen der Hessischen Landesregierung ist das noch nicht angekommen!
Im Gegenteil: Weiterhin wird die Gesundheit aller im System Schule befindlichen Menschen mutwillig gefährdet und die Verantwortung für deren Arbeits- und Gesundheitsschutz ignoriert!
Die GEW-Kreisverbände fordern die Hessische Landesregierung auf:
Handeln Sie jetzt verantwortungsvoll!
Bessere Bedingungen für Bildung JETZT!
Gez. Die Vorsitzendenteams der GEW-Kreisverbände Kassel - Stadt und Kassel-Land
Simon Aulepp/Martin Gertenbach/Christiane Stock – Heidrun Döring/Katja Groh/Jens Zeiler