DGB Hessen-Thüringen fordert: Perspektive auf Wechselunterricht

an berufsbildenden Schulen

Pressemitteilung 18.01.2021

Politische Anstrengungen für einen gelingenden Übergang in Ausbildung

Der in Hessen – trotz hartem Lockdown – vorgesehene Präsenzunterricht für die Abschlussklassen in den berufsbildenden Schulen untergräbt die Bemühungen, die hohen Corona-Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, kritisierte Sandro Witt, stellvertretender Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen: „Gerade die Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen der Berufsschulen bereiten sich doch jetzt auf die Abschlussprüfungen vor. Prüfungsaufgaben lassen sich vergleichsweise gut daheim üben und Fragen können bei Bedarf auch im Distanzunterricht geklärt werden. Aus unserer Sicht ist es kontraproduktiv, einerseits über den Lockdown die privaten Kontakte zwischen den Menschen zu beschränken und gleichzeitig Begegnungsräume zu schaffen, wo sich junge Menschen aus zahlreichen Haushalten auf engem Raum über Stunden aufhalten. Der Gesundheitsschutz muss in der aktuellen Situation auch für die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler höchste Priorität haben.“

„Neben dem langen Aufenthalt in den Schulräumen ist der Weg zur und von der Schule ein weiterer Risikofaktor“, ergänzte Birgit Koch, Vorsitzende der GEW Hes-sen. „Die meisten kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule. Da es in der Regel die Stoßzeiten am frühen Morgen und am Nachmittag sind, ist dieser besonders ausgelastet. Auch deshalb ist der geforderte Abstand zwischen den Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu gewährleisten. Perspektivisch ist für uns nur ein Wechselmodell aus Präsenzunterricht in verkleinerten Gruppen und Distanzlernen denkbar. Von diesem müssen dann aber alle profitieren, nicht nur die Abschlussklassen. Gerade für die Schülerinnen und die Schüler im sogenannten Übergangssystem ist der Präsenzunterricht von besonders hohem Nutzen.“

Darüber hinaus spricht Birgit Koch ein weiteres Thema an: „An den allgemeinbildenden Schulen sind betriebliche Betriebspraktika verbindlich als Teil der Berufsorientierung
vorgesehen. Bis Ende Januar sind die Praktika vorerst ausgesetzt, aber auch für die kommenden Monate gilt, dass diese faktisch nicht durchführbar sind, weil die Unternehmen kaum Praktikumsplätze anbieten. Statt darauf unbürokratisch zu reagieren, werden von den Schülerinnen und Schülern zunächst drei schriftliche Absagen verlangt, bevor sie an einem schulischen Alternativangebot teilnehmen dürfen. Hier müssen schnell pragmatische Lösungen gefunden werden.“

Tobias Huth, Abteilungsleiter Bildung und berufliche Bildung beim DGB Hessen-Thüringen, erinnerte an die besonderen Herausforderungen, um den Übergang in Ausbildung unter Pandemiebedingungen erfolgreich zu gestalten: „Genauso beschäftigen uns die Perspektiven für die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen der allgemeinbildenden Schulen. Durch die Coronapandemie sind die Ausbildungsplatzzahlen bereits im abgeschlossenen Ausbildungsjahr 2019/2020 stark zurückgegangen. Daher haben viele zunächst ein schulisches Angebot zur Berufsvorbereitung wahrgenommen. Diese Gruppe und der aktuelle Abschlussjahrgang strömen jetzt gleichzeitig auf einen womöglich noch weiter schrumpfenden Ausbildungsplatzmarkt. Unsere schon lange erhobene Forderung nach einer Ausbildungsplatzumlage gewinnt dadurch weiter an Dringlichkeit. Darüber hinaus werden weitere Anstrengungen erforderlich sein, um beispielsweise pandemiebedingt ausgefallene Berufsbildungsmessen zu kompensieren und den jungen Menschen einen erfolgreichen Übergang in Ausbildung zu ermöglichen.“