Kollegen aus Paris zu Gast in Hessen

Diskussionsveranstaltung mit Vorsitzendem und Stellvertreter der französischen Mediengewerkschaft Info'com CGT

Am 23. und 24. Februar haben der Vorsitzende der Mediengewerkschaft Info'com CGT Romain Altmann und sein Stellvertreter Olivier Blandin als Gäste der GEW Frankfurt und Kassel besucht. Nachdem die GEW im vergangenen Jahr 6.320 Euro für die Bewegung gegen das neue Arbeitsgesetz Loi Travail gesammelt und in Frankreich übergeben hatte, kam nun der Gegenbesuch aus Paris. Am Donnerstag berichteten die Beiden auf Einladung des AK Internationales der GEW Hessen und des KV in Frankfurt. Freitag Vormittag stand eine Diskussion mit zwei Französisch-Leistungskursen der Kasseler Jakob-Grimm-Schule auf dem Programm. Am Abend kamen dann um die 50 Besucher zu der Veranstaltung im Kasseler DGB-Haus.

Romain und Olivier informierten über die wichtigsten Verschlechterungen durch das neue Arbeitsgesetz. Der Branchentarif darf jetzt durch einen ungünstigeren Firmentarifvertrag unterlaufen werden, ein Schlag gegen das Kerngeschäft von Gewerkschaften. Auch die von der UNO/ILO gesetzten Regeln bei der Arbeitszeit werden unterlaufen: Die maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche und die minimalen Ruhezeiten von 11 Stunden werden unterlaufen. In der Diskussion wurde klar, dass der Entwurf: „Arbeiten 4.0“ von Andrea Nahles dasselbe mit dem deutschen Arbeitszeitgesetz plant: Die Schutzregeln der UNO und der ILO zu zerstören.

Romain und Olivier berichteten, dass es im Februar und März 2016 zuerst die Jugendlichen, Oberschüler und Studenten waren, die mobilisierten. Die Gewerkschaftsapparate bewgten sich dann durch diesen Druck von unten. Die Jugendlichen der Nuit Debout nannt Romain eine starke Sauerstoffzufuhr für die Gewerkschaften. Interessant war auch, dass der Front National zu dem Thema nichts sagen konnte, weil es seine Anhängerschaft zerrissen hätte. Dazu gehören von der Linken frustrierte Arbeiter und Erwerbslose aus dem deindustrialisierten Nordfrankreich genau so wie die Unternehmer und Wohlhabenden von der Cote d'Azur.

Besonders erwähnt werden muss noch die Polizeigewalt gegen gewerkschaftliche Demonstrationen. In dieser Form hat es das in Frankreich seit den Kolonialkriegen nicht mehr gegeben:

http://de.labournet.tv/video/7019/arbeitsgesetz-streiks-und-blockaden-die-bewegung-mit-neuem-elan

Auf dem Video ist deutlich zu sehen, dass sich die Polizeigewalt nicht gegen jugendliche Randalierer richtet, sondern gegen normale Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Angesichts der aktuellen sozialen Explosionen in den Banlieus versuchen die Gewerkschafter den Kontakt zu den Jugendlichen dort zu verstärken.

Wie geht es weiter? Am Abend vor der 1. Runde der Präsidentschaftswahlen am 23. April mobilisieren verschiedene Gewerkschaften und Gruppen zu der „Premier Tour Social“, zur ersten Sozialrunde. Die Losung lautet: Egal, wen ihr wählt, egal, wer gewählt wird: Wir gehen für unsere sozialen Forderungen selber auf die Straße! Wir fordern sie von jeder Regierung, von jedem Präsidenten ein! Wir erheben unsere eigene Stimme!

Unter den Besuchern waren auch einige Französinnen und Franzosen, die in Kassel leben. Die Diskussion wurde durch sie sehr lebendig und zu einer echten deutsch-französischen Begegnung. Zum Schluss sangen Norbert Kruse und ein kleiner Gewerkschaftschor: „Sans la nommer“ von Georges Moustaki. Der gelungene Abschluss einer gelungenen Veranstaltung.

Weitere Informationen: 

https://fr-fr.facebook.com/pg/infocomcgt/photos/?tab=album&album_id=856453877838913