Pensionärsoffensive

Kultusminister leistet Offenbarungseid

-Pressemitteilung des GEW-Landesverbands-

Die GEW Hessen fordert eine dauerhafte Aufwertung des Berufs der Lehrerin und des Lehrers, um dem bestehenden Mangel an ausgebildeten Lehrkräften zu begegnen. Maike Wiedwald, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, äußerte sich wie folgt: „Der zunehmende Bedarf an Lehrkräften war schon lange absehbar. Er kommt jedoch, anders als es das Kultusministerium darstellt, nicht nur durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahre zustande. Sich schon seit einigen Jahren abzeichnende Ursachen sind vor allem der Ausbau von Ganztagsschulen, die Umsetzung der Inklusion und der Übergang eines erheblichen Teils der Lehrerschaft in den Ruhestand.“

Insbesondere an Grundschulen in Frankfurt und in der Rhein-Main Region war bereits zum Schuljahresbeginn im September 2016 deutlich geworden, dass viele Stellen nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung besetzt werden können. An ausgebildeten Berufsschullehrkräften besteht schon seit vielen Jahren ein eklatanter Mangel. Darüber hinaus können auch Stellen für Förderschullehrkräfte zunehmend nicht besetzt werden, insbesondere in Nordhessen.

Das Hessische Kultusministerium hat sich nun mit einem Schreiben an Lehrkräfte gewandt, die sich bereits im Ruhestand befinden oder deren Versetzung in den Ruhestand kurz bevor steht. Auf diesem Weg wurden mehrere tausend Lehrerinnen und Lehrer gebeten, den Eintritt in den Ruhestand aufzuschieben oder in den aktiven Schuldienst zurückzukehren. Damit hofft das Ministerium, dem zunehmenden Lehrkräftemangel im Bereich der Grundschulen und beim Lehramt für Förderschulen zu begegnen. Im Schuljahr 2015/2016 waren rund 8.300 Lehrkräfte an den hessischen Schulen über 60 Jahre alt. Diese Pläne stellen deshalb einen Offenbarungseid der Landesregierung dar.

Die GEW Hessen sieht einen engen Zusammenhang zwischen dem nun offensichtlich werdenden Mangel einerseits und unzureichenden Arbeitsbedingungen andererseits. „Das Land Hessen ist durch die Abkopplung der Besoldung von der Tarifentwicklung im öffentlichen Dienst auf dem deutschlandweiten Lehrkräftearbeitsmarkt ins Hintertreffen geraten. Für das Lehramt an Grundschulen kommt hinzu, dass die Kolleginnen und Kollgen deutlich geringer besoldet werden als an anderen Schulformen“,  so Maike Wiedwald. Grundschullehrkräfte werden in Hessen, im Gegensatz zu allen anderen Lehrkräften, nicht mindestens nach der Besoldungsgruppe A13 vergütet, sondern nach A12 – ein Misstand, auf den die GEW im Rahmen ihrer Kampagne „A13 für alle!“ bereits nachdrücklich hingewiesen hat.

Die GEW Hessen fordert deshalb eine nachhaltig angelegte Strategie, um die Gewinnung von qualifizierten Lehrkräften für die Zukunft sicherzustellen. Dazu bedarf es eines deutlichen Ausbaus der Studienplätze, die an den hessischen Universitäten zumeist durch einen N.C. zulassungsbeschränkt sind. Auch im Vorbereitungsdienst müssen entsprechend mehr Plätze eingerichtet werden. Zum letzten Einstellungstermin in den pädagogischen Vorbereitungsdienst im November 2016 wurden nur 206 Bewerberinnen und Bewerber für das Lehramt an Grundschulen eingestellt sowie 131 für das Förderschullehramt.

Maike Wiedwald resümierte abschließend: „Nur wenn der Beruf der Lehrerin und des Lehrers wieder deutlich an Attraktivität gewinnt, können auf Dauer genügend junge Menschen für ihn gewonnen werden. Dafür bedarf es einer angemessenen Besoldung, aber auch besser ausgestatteter Schulen und guter Arbeitsbedingungen.“