Vorlesungsbeginn: „Stagnation statt Fortschritt“

Presseerklärung des GEW-Landesverbands 18. Oktober 2016

 

„Überfüllte Seminare, zu wenig Lehrende, fehlender Wohnraum und mangelnde Zukunftsperpsektiven für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das Traurige ist, dass wir uns fast schon an diese Meldungen zu Vorlesungsbeginn gewöhnt haben“, so beschreibt Nina Ulbrich, Referatsleiterin für Hochschule und Forschung der GEW Hessen und Doktorandin an der Universität Kassel, ihre Sicht auf den Start des Wintersemesters an den hessischen Hochschulen.

Nina Ulbrich sieht auch in den angekündigten 150 zusäzlichen Professuren keine grundsätzliche Verbesserung: „Die vom Wissenschaftsministerium angekündigten Stellen sind zu wenig, um mit dem enormen Aufwuchs der Studierendenzahlen der letzten Jahren schrittzuhalten. Außerdem gibt es weiterhin keinen Ansatz  zur Behebung des generellen Strukturproblems unseres Wissenschaftssystems: fehlende Dauerstellen jenseits der Professur!“

Im Fokus der Kritik stehen für die GEW der Personalbedarf an Hochschulen für eine gute Betreuung der Studierenden sowie die Berufspektiven von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Nach Angaben des statistischen Landesamtes Hessen verschlechterten sich die Betreuungsrelationen deutlich: Kamen 2007 auf einen Wissenschaftler 11,24 Studierende, so waren es im Jahr 2015 mit 14,34 deutlich mehr.

Für das Jahr 2016 geht die GEW von einer weiteren Verschärfung aus: „Den Verschlechterungen der Studienbedingungen wird zu wenig entgegen gesetzt“, so Valentin Dietrich, Sprecher der Studierenden in der GEW und immatrikuliert an der Goethe-Universität Frankfurt. „Immer mehr Hilfskräfte, Lehrbeauftragte und Lehrkräfte mit hohem Lehrdeputat werden wie am Fließband für zentrale Aufgaben in Lehre und Verwaltung eingesetzt“, so Dietrich weiter.

Die GEW sieht die Verantwortung für Verbesserungen beim Wissenschaftsministerium und den einzelnen Hochschulleitungen. „Wer Hochschulautonomie will, muss auch die Verantwortung für gute Arbeits- und Studienbedingungen tragen“, sagt Tobias Cepok, Referent für Hochschule und Forschung der GEW. „Mehr unbefristete Arbeitsverhältnisse könnten auch über Drittmittel finanziert werden. Die Hochschulen müssen das Befristungsunwesen endlich eindämmen.“