Zum Beginn des neuen Schuljahres

„Stellen reichen angesichts zusätzlicher Aufgaben bei steigender Schülerzahl nicht aus“

Pressemitteilung des LV vom 25. August 2016

Anlässlich des beginnenden neuen Schuljahres fordert die GEW Hessen bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte. Birgit Koch, Vorsitzende der GEW Hessen, äußerte sich wie folgt: „Gute Schulbildung ist nur bei guten Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer möglich. Davon sind wir in Hessen angesichts vielfältiger Belastungen, von denen zahlreiche Überlastungsanzeigen von Schulkollegien zeugen, leider weit entfernt.“

Auf die Schulen kommen zahlreiche neue Aufgaben hinzu, für die sie aus Sicht der GEW jedoch  personell und sächlich nicht hinreichend ausgestattet sind. Zu nennen sind insbesondere die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die Schaffung eines inklusiven Schulsystems, die Integration von Geflüchteten und anderen Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern sowie der Ausbau von echten Ganztagsschulen. „Im Gegensatz zu Kultusminister Lorz sehen wir die hessischen Schulen nicht ausreichend gerüstet für die Herausforderungen, die sich ihnen stellen. Zwar sind für das neue Schuljahr tatsächlich mehr Stellen vorgesehen, diese reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die zusätzlichen neuen Aufgaben bei einer steigenden Schülerzahl zu stemmen,“ so die Einschätzung von Birgit Koch.

Zum Hintergrund: Die Zuweisung von Stellen wird für jedes Schuljahr in einem Erlass des Kultusministeriums geregelt. Der Zuweisungserlass für das neue Schuljahr aus dem Juli 2016 sieht zwar tatsächlich eine Erhöhung des Stellenumfangs auf knapp 50.900 vor, in der Grundunterrichtsversorgung geht das Stellenvolumen jedoch um über 400 Stellen zurück. Für den regulären Unterricht sind demnach weniger Lehrerstellen pro Schüler vorgesehen. Insbesondere an den Grundschulen sind größere Klassen die Folge.

Bei dem behaupteten Ausbau von Ganztagsschulen handelt es sich aus Sicht der GEW um eine Mogelpackung. Maike Wiedwald, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, meinte hierzu: „Der von der Landesregierung initiierte Pakt für den Nachmittag bietet nicht mehr als nachmittägliche  Betreuung. Viele der neu eingerichteten „Ganztagsschulen“ erhalten nicht mehr als eine halbe Stelle zusätzlich. So kann kein pädagogisch sinnvolles Ganztagsangebot gestaltet werden. Echte rhythmisierte Ganztagsschulen, die mehr Bildungschancen eröffnen, sind dagegen in Hessen nach wie vor Mangelware.“

„Abschließend müssen wir zudem noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass die hessischen Lehrerinnen und Lehrer die hehren Dankesworte von Kultusminister Lorz als sehr hohl empfinden“, erklärte Birgit Koch. Gerade hat der Landtag eine Erhöhung der Besoldung um lediglich 1% nach einer vorausgegangenen Nullrunde beschlossen. Gleichzeitig ist die Arbeitszeit der hessischen Lehrkräfte immer noch die höchste in ganz Deutschland. „So stellen wir uns eine adäquate Würdigung der täglich unter schwierigen Bedingungen geleisteten Arbeit in den Schulen nicht vor,“ so Birgit Koch abschließend.