"Die Belastung ist kaum zu stemmen"

GEW Kassel kritisiert Termin des schriftlichen Abiturs nach den Osterferien | Pressemitteilung

Diese Pressemitteilung wurde von der HNA teilweise am Mittwoch, den 3. April 2024 in der Printausgabe abgedruckt und auch online übernommen.

"Die Belastung ist kaum zu stemmen" - GEW Kassel kritisiert Termin des schriftlichen Abiturs nach den Osterferien

Die beiden Kreisverbände Kassel-Stadt und Kassel-Land der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) positionieren sich erneut gegen den neuen Termin des schriftlichen Abiturs: "Durch die Verschiebung der schriftlichen Abiturprüfung auf nach den Osterferien ist ein entscheidender Korrekturzeitraum für Lehrkräfte abhandengekommen, in dem kein Unterricht stattfindet. Die Belastung nach dem neuen Modell ist kaum zu stemmen!", so Heidrun Döring, Gymnasiallehrerin und stellvertretende Vorsitzende der GEW Kassel-Land.

Das Kultusministerium hatte während der Corona-Pandemie den Zeitpunkt der Prüfungen nach hinten verlegt, um die Termine an die anderer Bundesländer anzugleichen. Simon Aulepp, ebenfalls Gymnasiallehrer und Vorsitzender der GEW Kassel-Stadt, ergänzt: "Dadurch findet eine heftige Arbeitsverdichtung statt. Außerdem sind so die Zeitabstände zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur kleiner geworden, und zusätzlich zur Korrektur müssen wir auch noch die entsprechenden Gutachten schreiben." Die GEW fordert daher verbindliche landesweite Korrekturtage für Lehrkräfte, die im schriftlichen Abitur eingesetzt sind. Das hessische Kultusministerium lehnt diese, anders als die Ministerien in anderen Bundesländern, leider ab. Besonders prekär wird die Situation aus GEW-Sicht im Jahr 2025, wenn die Sommerferien schon Anfang Juli beginnen. Aulepp weiter: "Als GEW Hessen haben wir im Jahr 2022 eine Onlinebefragung zur Belastung rund um das Abitur durchgeführt, an der sich ungefähr 800 Kolleginnen und Kollegen beteiligt haben. Das Ergebnis: In der dreiwöchigen Korrekturphase arbeitet eine Lehrkraft durchschnittlich 40 Stunden zusätzlich. Das ist Stress pur!" Weitere Belastungen können beispielsweise entstehen, wenn Schülerinnen und Schüler beim regulären Abiturtermin wie auch beim Nachschreibetermin erkrankt sind. In diesem Fall muss auch der Abiturvorschlag von den Lehrkräften vor Ort erstellt werden.

Aus Sicht der GEW überwiegen die Nachteile des neuen Prüfungstermins deutlich die wenigen Vorteile: "Aus unserer Sicht ist Entlastung das Gebot der Stunde - durch attraktivere Arbeitsbedingungen würden sich sicherlich auch mehr junge Leute für den Lehrerberuf entscheiden. Das Kultusministerium gibt einerseits viel Geld für Imagekampagnen aus, lässt aber die Kolleginnen und Kollegen vor Ort im Regen stehen!", so Döring abschließend. 
 

Foto: Bernd Schmitz / flickr.com / CC BY-SA 2.0