GEW kritisiert Genderverbot im schriftlichen Abitur | Pressemitteilung
Diese Pressemitteilung wurde von der HNA teilweise am Freitag, den 19. April 2024 in der Printausgabe abgedruckt und auch online übernommen
Zum Start des schriftlichen Abiturs erklären die Kreisverbände Kassel-Land und Kassel-Stadt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW):
Dutzenden Schülerinnen und Schülern werden aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) völlig unnötig Punkte im Abitur abgezogen, weil sie geschlechtergerechte Sprache nutzen. "Sprache und damit auch Schriftsprache entwickelt sich und spiegelt damit auch gesellschaftliche Entwicklungen wider - wir schreiben auch das Wort Fantasie mittlerweile mit 'F' statt mit 'Ph'. Über das Gendern wird außerdem der gesellschaftlichen Realität einer Vielfalt von Geschlechtsidentitäten eine Ausdrucksmöglichkeit gegeben. Das zu verbieten, stellt dem Kultusministerium ein echtes Armutszeugnis aus! Wenn Schülerinnen und Schüler freiwillig in ihren Texten gendern wollen, sollten wir das begleiten, statt es zu verbieten!", fordert Kathrin Donskoi, Gymnasiallehrerin und Mitglied im Kreisvorstand der GEW Kassel-Stadt. Das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen hat das Gendern mit Sonderzeichen im schriftlichen Abitur per Erlass verboten, es soll als Fehler gewertet werden.
Aus Sicht der GEW ist es die falsche Debatte zur falschen Zeit: "An den Schulen vor Ort brennt die Hütte - unsere pädagogische Arbeit wird durch hohe Arbeitszeit, große Klassen, kaputte Schulgebäude oder fehlende Ressourcen massiv beeinträchtigt. Diesen Problemen müsste sich die Landesregierung annehmen, statt Scheindebatten über eine verständliche Sprache loszutreten", so Martin Gertenbach, Lehrer an einer Gesamtschule und Kovorsitzender der GEW Kassel-Stadt. "Die schwarz-rote Landesregierung interessiert sich sonst kaum für die Interessen von migrantischen Kindern und Jugendlichen, das ist Scheinheiligkeit pur! Auch wir wünschen uns einen guten Spracherwerb - dazu braucht es mehr ausgebildete Lehrkräfte und kleine Lerngruppen, in allen Schulformen", ergänzt Donskoi.
"Die Landesregierung ist auf die Hetze der AfD hereingefallen", stellt Heidrun Döring aus dem GEW-Kreisvorstand Kassel-Land fest. "Der rechte Kulturkampf ist voll im Gange, und die AfD treibt die CDU vor sich her. Rechte bekämpft man aber nicht durch Übernahme ihrer Positionen, sondern indem man sich ihrer Hetze entgegenstellt!", so Döring weiter.Die GEW bleibt bei ihrer Ablehnung des Genderverbots und streitet auch in Zukunft für die Themen, die Lehrkräften wie Schülerinnen und Schülern weiterhelfen: Gut ausgestattete Schulen mit kleinen Klassen und Lehrkräften, die genügend Zeit für die individuelle Unterstützung haben - denn das hilft Kindern und Jugendlichen in ihrer Entwicklung am meisten weiter.
Foto: Magda Ehlers / wikimedia.org / Lizenz: CC-BY-SA-4.0