„Neue Lehrkräfte kommen nicht mit alten Arbeitsbedingungen“

Zum Weltlehrkräftelehrtag am 5. Oktober erklären die beiden Kreisvorstände Kassel-Land und Kassel-Stadt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW):

„Neue Lehrkräfte kommen nicht mit alten Arbeitsbedingungen“

Der Weltlehrkräftetag wurde vor über 30 Jahren von der UNESCO ins Leben gerufen, um die Arbeit von Lehrkräften zu würdigen und zu unterstützen. Der Tag ist gemeinsames Projekt u.a. in Zusammenarbeit mit der Bildungsinternationale, der auch die GEW angehört. „Unterstützung für die Arbeit von Lehrkräften ist vermutlich notwendiger denn je“, stellt Christiane Stock fest, Vorsitzende der GEW Kassel-Stadt. „Wir merken über alle Schulformen hinweg, aber bei uns in den Grundschulen nochmal verstärkt, wie wichtig unsere Arbeit ist. Das gilt umso mehr, da manche Fähigkeiten und Kompetenzen, die früher aus dem Elternhaus mitgebracht wurden, heute in der Schule gelernt werden müssen. Ich denke da an banale Dinge wie sich die Schuhe binden oder Geschick im Umgang mit Bastelei“, so Stock weiter, die selbst auch Grundschullehrerin ist.

Auch später in der Schullaufbahn kommt dieses Problem zum Tragen: „Wir brauchen dringend bessere Arbeitsbedingungen, weil unser Tätigkeitsfeld komplexer und arbeitsintensiver geworden ist“, so Martin Gertenbach, ebenfalls Vorsitzender der GEW Kassel-Stadt. „Bei uns in der Mittelstufe sind die Kinder und Jugendlichen in einem Alter, in dem es naturgemäß häufiger zu Konflikten kommt. Wir benötigen mehr Zeit als früher, um mit den Kindern Sozialkompetenzen zu üben. Das bedeutet vor allem, in Einzelgesprächen Vorfälle zu reflektieren – bei den momentanen Klassengrößen kaum möglich! Seit langem fordern wir kleine Klassen und Lerngruppen, das würde uns an verschiedenen Stellen sehr entlasten“, wünscht sich Gertenbach.

Wertschätzung für Lehrkräfte allein reicht aus Sicht der GEW allerdings kaum aus: „Gut gemeinte Worte bringen uns noch keine Entlastung, geschweige denn neue Kolleginnen und Kollegen an die Schulen. Wir erwarten von der Landesregierung endlich eine Offensive für die Lehrkräftebildung und die Bedingungen in den Bildungseinrichtungen durch mehr Stellen und Studienplätze, denn neue Lehrkräfte kommen nicht mit alten Arbeitsbedingungen“, meint David Redelberger-Engel, stellvertretender Vorsitzender der GEW Kassel-Land und auch Sprecher der jungen GEW, die sich besonders für die Belange von Lehrkräften in Ausbildung einsetzt. „Wir haben einen großartigen und sinnstiftenden Beruf, aber der Lehrkräftemangel sorgt dafür, dass die im System vorhandenen Lehrkräfte oft verheizt werden. Das muss sich ändern, damit endlich gute Bildung für alle möglich ist, ohne dass auf der anderen Seite die Lehrkräfte darunter leiden“, so Redelberger-Engel abschließend.

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